Montag, 20. Mai 2013

Finden Sie das wirklich fair, Herr Grube?

Offener Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Deutsche Bahn AG, Rüdiger Grube:


Sehr geehrter Herr Grube,

waren Sie nicht auch mal jung und brauchten das Geld? Erzählen Sie doch mal: Wie war das denn damals bei Ihnen in den 70-er Jahren in Hamburg, als Sie studiert haben und noch keine 2,6 Millionen pro Jahr als Bahnchef verdient haben? Gab es da nicht diese Phasen, in denen am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig war? Phasen, in denen Sie über jeden Kreuzer froh waren, den Sie nur irgendwie sparen konnten? Nun, offenbar sind ihre Erinnerungen irgendwo auf der Strecke zwischen Hamburg und ihrer neuen Wahlheimat Stuttgart verloren gegangen. Zeit für eine kleine Auffrischung ihrer Gedankengänge:

Ich schreibe Ihnen im Namen vieler Studenten Deutschlands, um Sie daran zu erinnern, was es finanziell bedeuten kann, Student zu sein. Ich schreibe, um Ihnen an meinem Beispiel aufzuzeigen, dass die Preispolitik der Deutschen Bahn (DB) gerade für junge Leute asozial und unverhältnismäßig ist. Und nicht zuletzt schreibe ich, um Ihnen ein paar Denkanstöße zu geben:

Aus dem Leben eines Studenten


Das Statistische Bundesamt hat für den Deutschen Durchschnittsstudenten einen monatlichen Bedarf von knapp über 700 Euro ermittelt. Selbstverständlich variiert der Betrag von Stadt zu Stadt, doch als Orientierungsbetrag sind rund 750 Euro/Monat durchaus angemessen. Trotz Nebenjobs gibt es einige Studenten, die Monat für Monat hart dafür arbeiten müssen, um auf diesen Betrag zu kommen. Wenige Studenten haben unter 700 Euro im Monat auf der Habenseite. Noch Wenigeren stehen über 1000 Euro zur Verfügung. Mit dem Geld müssen alle Rechnungen beglichen werden. Miete, Lebensmittel, Handyvertrag, Klamotten, Diskobesuche - und natürlich auch Fahrten, meist in die Heimat.

Auch bei mir persönlich ist das so. Ich studiere in Bamberg, arbeite nebenberuflich als freier Journalist und fahre im Schnitt rund zwei Mal pro Monat am Wochenende in meine Heimat Tübingen. Jedes Mal habe ich die Wahl: Bahn oder Mitfahrgelegenheit? Verdammte 118 Euro („Studentenrabatt“) habe ich an die DB gezahlt, um mehr oder weniger (eher weniger!) stolzer Besitzer einer Bahn Card 50 zu werden. Ich dachte mir: Mit 50 % Rabatt auf den regulären Fahrpreis ist die Bahn doch sicherlich eine preiswerte Alternative! Heute weiß ich: Wie naiv. Wie blauäugig von mir!

Statt 50 % Rabatt, zahle ich 100% mehr mit der Bahn

In einer Mitfahrgelegenheit zahle ich von Bamberg nach Tübingen zwischen 13-16 Euro pro Fahrt. Für im Schnitt 30 Euro komme ich so hin und zurück. Weniger als drei Stunden sitze ich für die 280 Kilometer in der Regel im Auto. Ein wirklich faires Angebot.

Schade, dass das Konkurrenzangebot der DB in etwa genauso fair ist, wie der Champions League-Titel des FC Chelsea 2012. In anderen Worten: Ihr Angebot ist eine bodenlose Frechheit. Mit Bahn Card 50 zahle ich von Bamberg nach Tübingen pro Fahrt entweder 30,50 Euro (Normalpreis: 61,00 Euro), oder den absoluten Schnäppchenpreis von 24,25 Euro (Normalpreis: 48,50 Euro), wenn ich freiwillig nur mit Nahverkehrszügen durch die Gegend gurke. Apropos: Mit der DB zahle ich übrigens nicht nur gut doppelt so viel, sondern brauche auch 1,5 – 2 Stunden länger für eine Fahrt. Mal Hand auf’s Herz: Finden Sie das wirklich fair, Herr Grube?


Warum nehmen Sie keine Rücksicht auf uns?

Ich kenne viele Studenten, die sich mehr und mehr genervt und enttäuscht von der Bahn abwenden. Die regulären Preise, die Sie für Fahrten fordern, sind für junge Leute auf Dauer einfach nicht zu bezahlen. Dazu kommen immer wieder Verspätungen, Ausfälle und teilweiße überfüllte Züge. Ihr Angebot und ihre Preisforderungen stehen in keinem Verhältnis. Ist es für die DB nicht möglich, ein wenig Rücksicht auf die begrenzten Ressourcen von Studenten zu nehmen? Ist das vielmehr nicht sogar ein wenig Ihre Pflicht als Staatsunternehmen?

Es sollte nachhaltig in ihrem Interesse sein, ein Angebot zu schaffen, dass wieder mehr junge Menschen zum Bahnfahren animiert und diese somit möglichst früh an ihr Unternehmen bindet. Wir sind es, die in einigen Jahren Ihre primäre Zielgruppe bilden werden. Vergessen Sie das nicht!

Preise runter, Sonderangebote: Bieten Sie uns was!


Es wäre so einfach, junge Menschen aus den Autos wieder in die Züge zu locken. Wenn Sie die Preisschraube nur ein wenig in die richtige Richtung drehen, passiert das ganz automatisch. Wie wäre es mit Spezialangeboten für junge Wochenendheimfahrer? Hin und zurück innerhalb von drei Tagen für eine festgelegte Summe, die sich an der Länge der Strecke orientiert. Oder alternativ eine Semesterdauerkarte für bestimmte Strecken, die es Studenten erlaubt für einen einmaligen Festbetrag auf einer Strecke eine feste Anzahl von Malen mitzufahren. Was spricht dagegen? Sie würden mehr Kunden gewinnen, ihren Umsatz steigern und junge Menschen hätten gleichzeitig eine faire und bezahlbare Alternative zur Mitfahrgelegenheit.

Depressionen in der Bahn

Bahnfahren hat zweifelsohne Vorteile. Spontan von Ort A zu Ort B zu fahren, ist per Mitfahrgelegenheit nicht immer möglich. Zudem ist es in der Bahn auch eher möglich, in Ruhe Arbeit zu erledigen. Nur ist es verdammt noch mal deprimierend, wenn man etwa als junger Journalist in der Bahn sitzt und weiß, dass jede Zeile, die man schreibt, dem Konto der DB gutgeschrieben wird. Ich spreche aus Erfahrung.

Ich hoffe, Ihnen mit diesem Schreiben näher gebracht zu haben, warum sich so viele Studenten von der Bahn abwenden und gleichzeitig trage ich Hoffnung, dass Sie meine Vorschläge für ein faireres Angebot für junge Menschen in das Angebot der DB aufnehmen können.

Beste Grüße aus Bamberg,

Ibrahim Naber (21)

Donnerstag, 16. Mai 2013

Stoppt diesen Krieg!

Es ist bedrückend und es macht sehr traurig, die Bilder und das ganze Leid des syrischen Volks zu sehen. Unbegreiflich und feige, wie Baschar al Assad Massenmord an seinem eigenes Volk begeht. Mit Kampfjets aus der Luft und heimtückischen Scharfschützen in den Gassen der großen Städte. Grausam, wie beide Seiten - Staat und Rebellen - vermeintliche Gegner exekutieren und in Youtube-Videos auch noch damit prahlen.

Millionen Syrer sind auf der Flucht. Viele irren orientierungslos durchs eigene Land, die Angst als ständiger Begleiter. Die massiven Flüchtlingsströme stellen zudem die angrenzenden Staaten vor gewaltige Probleme. Wie soll ein kleines, verarmtes Land wie Jordanien Hunderttausende Syrer aufnehmen, wenn doch große Teile der eigenen Bevölkerung schon an der Armutsgrenze leben und die ganzheitliche Wasserversorgung des Landes in Gefahr ist?

Diejenigen, die am wenigsten dafür können, die Kinder Syriens, tragen den größten Schaden durch diesen Krieg. Die enorme psychische Belastung und die wegfallenden Bildugsmöglichkeiten gefährden die Zukunft einer ganzen Generation. Die außerordentlich gelungene ZDF-Doku (siehe Link unten) über den Krieg in Syrien zeigt eindrucksvoll: Die stillen Helden dieses Krieges sind keine Krieger, sondern Kinder wie der kleine Mohammned (12) und der noch jüngere Yussuf, die mehr als 12 Stunden pro Tag Verletzte in einem Krankenhaus betreuen. Yussuf starb vor wenigen Wochen bei einem Bombenangriff der Assad-Armee.

Es ist ein Krieg, dem schon jetzt schätzungsweise 80 000 Syrer zum Opfer fielen. Es ist nicht nur eine Auseinanderstzung zwischen der Armee und den Rebellen, sondern es ist eben auch ein Konflikt zwischen den verschiedenen Gruppierungen auf Seiten der Rebellen. Besonders der Zwist zwischen den Moderaten und den Radikalislamisten scheint langsam zu eskalieren.

Die Weltgemeinschaft schaut bisher tatenlos zu, wie ein sinnloser Krieg eine ganze Bevölkerung in ein kollektives Trauma stürzt. Über den Weltsicherheitsrat wird es kein Mandat für eine Intervention geben. Denn ausgerechnet Russland und China liefern schon lange die Waffen und die Munition für Assads Kämpfer.

Doch die Welt darf nicht weiter die Augen verschließen. Je länger die Staatschefs dieser Welt Hilfe verweigern, desto mehr rutschen sie selbst von Tag zu Tag in die Rolle des Täters. Schon eine Flugverbotszone würde Tausenden Menschen das Leben retten. Mein Appell an die Staatengemeinschaft: Stoppt das Töten! Stoppt diesen Krieg! Stoppt das unfassbare Leid des Syrischen Volks! Mit welchen Mitteln auch immer.

http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/1881944/Aleppo---die-geteilte-Stadt

Sonntag, 21. April 2013

Uli Hoeneß: Sozialminister a.D.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß und CSU-Politiker Horst Seehofer lassen es sich auf einer Gala gemeinsam gut gehen

Immer und immer wieder hat Bayern-Präsident Uli Hoeneß in den letzten Jahren die Moralkeule geschwungen und zu brisanten Themen Stellung genommen. Erinnern wir uns dabei etwa an das Urteil gegen Ex-Bayern-Profi Breno, der wegen Brandstiftung vom Landgericht München verurteil wurde: Hoeneß warf der Justiz eine überzogene "soziale Härte" vor, das Gericht würde das ganze Leben des Kickers ruinieren. Auch die FIFA - insbesondere deren Boss Sepp Blatter - attackierte Hoeneß im letzten Jahr mehrmals heftig. Der Großteil der FIFA-Funktionäre sei "untragbar". Darüber hinaus forderte der 61-Jährige offen die Absetzung von Blatter. Nicht nur dafür erntete er viel Applaus.

Seine Attacken, seine Spitzen und seine kompromisslose Art kamen und kommen bei vielen an. Nich obwohl, sondern gerade dass Hoeneß regelmäßig die Nation spaltet und zu Diskussionen anregt, ist einer seiner größten Verdienste.

Uli Hoeneß, der Sozialminister der Liga


Erst in den letzten Tagen stoß Hoeneß eine Debatte über die Machtverhältnisse unter den Bundesliga-Klubs an. Er wolle keine "spanischen Verhältnisse" in Deutschland. Sprich zwei Klubs, die über Jahre finanziell und sportlich der Konkurrenz auf der Nase herumtanzen und die Liga dominieren. Borussia Dortmund und seine Bayern selbst nahm Hoeneß dabei in die Pflicht, über Ideen für eine Umverteilung der Gelder zu sprechen: "Ich finde schon, dass wir uns Gedanken machen müssen, dass die oberen zwei, drei Klubs nicht total davonlaufen, dass die anderen mithalten."

Und nun das: Ausgerechnet Uli Hoeneß, der neue Sozialminister der Liga, soll Millionen von Euro in der Schweiz hinterzogen haben. Es ist völlig irrelevant, ob es sich dabei am Ende wie spekuliert um 100 oder lediglich eine Million Euro handelt. Fest steht: Uli Hoeneß hat den Deutschen Staat betrogen und sich und viele seiner Aussagen damit extrem unglaubwürdig gemacht.

Hoeneß darf keine Sonderbahandlung bekommen


Es wäre zu wünschen, wenn sich sich Hoeneß zu seiner Straftat offen bekennt und entschuldigt. Genauso deutlich, wie er sich sonst auch immer äußert. Ohne Ausreden. Ohne Anschuldigungen.

Und es ist Pflicht der Justiz, dass Hoeneß - neben seinem Imageschaden - eine angemessene Strafe erhält. Ohne irgendeine Sonderbehandlung. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer verkündete heute:

"Ich weiß seit geraumer Zeit, dass ein Verfahren läuft. Hoeneß wird behandelt wie jeder andere Bürger auch. (Zitat von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer im "Abendblatt")

Eine durchaus brisante Aussage, wenn man von dem engen Verhältnis zwischen Hoeneß und Seehofer weiß. Bayerns Ministerpräsident war bei Hoeneß einige Male zum Essen eingeladen - und brachte seine Bewunderung für den Bayern-Boss in Interviews offen zum Ausdruck. In der Abendzeitung sagte Seehofer vor einem Jahr: "Mir imponiert, wie Hoeneß immer auf der Seite der kleinen Leute ist.".

Eine Aussage, die in Anbetracht Hoeneß' Steuerhinterziehung nun wie blanker Hohn erscheint.

Wurde Hoeneß gewarnt?

Es gilt nun zu klären, wie lange Seehofer über Konten von Hoeneß in der Schweiz Bescheid wusste und ob der der FCB-Präsident in irgendeiner Form gewarnt wurde, bevor er Selbstanzeige erstattete.

Übrigens: Zum Thema Reichensteuer hat Uli Hoeneß vor einem Millionenpublikum im TV-Talk bei Günther Jauch Ende 2012 schon deutlich Stellung genommen. Er sprach sich klar gegen eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes aus, da sonst reiche Deutsche ins Ausland "nach Österreich oder in die Schweiz" flüchten würden. Wie es scheint, sprach Hoeneß zu diesem Zeitpunkt bereits aus eigener Erfahrung.

Mittwoch, 27. März 2013

"Und dann fing Heiko an zu rappen..."

Hey Leute,

hier der Link zu dem Doppelinterview mit den Basketball-Nationalspielern Steffen Hamann und Heiko Schaffartzik, das ich in der vorigen Woche geführt habe. Heiko Schaffartzik ist wohl der lustigste und sympathischste Sportler, den ich bisher kennenlernen durfte!

http://www.zdfsport.de/ALBA-Berlin-zum-siebten-Mal-Pokalsieger-27161360.html

Eine entspannte Nacht noch!

Ibrahim

Dienstag, 19. März 2013

Einmal durch die Hölle, bitte!

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Hier der Link zu meiner Reportage vom Extremlauf Braveheart-Battle 2013 in Münnerstadt. Oft wurde ich in den Tagen danach gefragt, ob es tatsächlich so qualvoll war wie beschrieben. Ja, das war es. Traut euch in den nächsten Jahren selber einmal an den Start. Es ist ein Wahnsinnserlebnis!

Entspannten Abend euch,

Ibrahim

www.spiegel.de/sport/sonst/beim-extremlauf-braveheart-battle-geht-es-in-die-laeuferhoelle-a-887957.html#spCommentsBoxPager

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Donnerstag, 28. Februar 2013

Warum der FC Bayern Robert Lewandowski verpflichtet

- und warum das eine brillante Entscheidung ist

- Ibrahim Naber -


Wer das Tauziehen um Europas derzeit begehrtesten Stürmer verfolgt hat, der weiß: Robert Lewandowski (24) wechselt zur kommenden Saison zum FC Bayern München. Drei Dinge haben dafür gesorgt, dass aus dem anfänglichen Gerücht mittlerweile ein offenes Geheimnis geworden ist: Die nebulösen Aussagen der Bayern-Verantwortlichen, allen voran von Sportdirektor Matthias Sammer. Das Schweigen bzw. Nicht-Dementieren von Lewandowski selbst. Und nicht zuletzt die Aussagen von dessen Berater Czesary Kucharsky, der in einer polnischen Fernsehshow vor wenigen Tagen viel sagend erklärte: „Robert hat seine Entscheidung getroffen. Wer seine Karriere verfolgt hat, der wird wissen, dass er in keinem Verein länger als zwei Jahre gespielt hat. In Dortmund spielt er bereits in seiner dritten Saison. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, der weiß auch, was das bedeutet.“

25 Millionen Euro wird Bayern kaum zahlen

Deutlicher geht es kaum. Auch das der Wechsel bereits diesem Sommer, also ein Jahr vor Ablaufen von Lewandoskis Vertrag beim BVB, stattfindet, ist mehr als wahrscheinlich. Wenn sie in Dortmund ihren besten Stürmer schon an den großen Rivalen aus dem Süden abgeben müssen, dann wenigstens für eine nette Ablösesumme. Der Marktwert des polnischen Angreifers wird auf 25 – 30 Millionen Euro taxiert (siehe transfermarkt.de). In Anbetracht des auslaufenden Vertrags wird Bayern diese Summe nicht zahlen. Rund 15 Millionen Euro zuzüglich möglicher Bonuszahlungen bei Titelgewinnen in den nächsten Jahren scheinen realistisch zu sein – für beide Seiten eine akzeptable Summe. Bayerns prall gefülltes Festgeldkonto kann solche Summen verschmerzen, und der BVB hätte auf der Suche nach einem Lewandowski-Nachfolger (möglicherweise Edin Dzeko) mit dem Geld deutlich mehr Handlungsoptionen.

Nur ein Transfer, um den BVB zu schwächen?

Immer wieder ist in diesen Wochen von Kritikern und auch Bayern-Anhängern zu hören, dass die Verpflichtung von Lewandowski sportlich völlig überflüssig sei, da man mit Mario Mandzukic (26) und Mario Gomez (27) im Sturmzentrum schon zwei Weltklasse-Stürmer habe. Die Verpflichtung von Lewandowski diene deswegen ausschließlich der Schwächung des BVB. Das ist nur die halbe Wahrheit. Natürlich spielt auch dieser Aspekt traditionell eine Rolle in der bayuwarischen Transferpolitik. Werder Bremen kann ein Lied davon singen. Nicht nur mit den Transfers von Werders besten Stürmern Claudio Pizarro und Miroslav Klose schwächte Bayern den langjährigen Titel-Konkurrenten im letzten Jahrzehnt mehrmals gezielt.

Aber aufgepasst: Ein Blick auf die Spielphilosophie von Bayerns zukünftigem Trainer Pep Guardiola sowie ein Vergleich der drei potentiellen Bayern-Stürmer Mandzukic, Gomez und Lewandowski zeigt, warum der Transfer von Lewandowski für die Bayern auch aus sportlicher Perspektive absolut Sinn macht.


Das System Guardiola – und die falsche Neun

Pep Guardiola ist und bleibt ein Fußballästhet und Philosoph. Erfolge alleine sind ihm nicht genug. Er strebt immer nach dem perfekten Spiel. Ein Trainer, dem es bei jedem Erfolg in erster Linie um das Wie geht. Daran wird er auch in München gemessen werden.
Beim FC Barcelona hat Guardiola eine Spielphilosophie entwickelt, die noch immer als das Ideal im internationalen Fußball gilt. Ästhetisch und durchdacht, filigran und unbeschwert. Dafür stand Barcelona dank Guardiola wieder. Die Katalanen avancierten unter ihm nicht nur zum Seriensieger mit 14 Titeln in vier Jahren, sondern begeisterten durch Fußball nahe der Perfektion. Mit endlosen Ballstaffetten, mit etlichen Spielverlagerungen und wunderschön heraus gespielten Toren.

Dem Mittelstürmer, meist die Nummer neun, kommt im System Guardiola eine ganz besondere Rolle zu. Fast alle Grundsätze des klassischen Mittelstürmers, der sich im Strafraum mit Bällen füttern lässt, verlieren bei Guardiola ihre Bedeutung. Immer wieder zieht sich der Mittelstürmer bewusst ins Mittelfeld zurück, um für Chaos und Platz im zentralen Raum vor dem Tor zu sorgen. In den freigewordenen Raum stoßen dann idealerweise die beiden Außenstürmer oder die defensiven/offensiven Mittelfeldspieler, die die Unordnung der orientierungslosen Innenverteidiger ausnutzen.

Eine Mischung aus Vollstrecker und Spielmacher

Welche Anforderungen muss die sogenannte „falsche Neun“ im zukünftigen Münchner Spielsystem also erfüllen? Gesucht ist ein beweglicher, technisch versierter und torgefährlicher Stürmer, der Bälle halten und gut verteilen kann. Die Anforderungen sind extrem hoch. Der Mittelstürmer im Guardiolschen System ist eine Mischung aus Vollstrecker und Spielmacher, der bei eigenem Abtauchen ins Mittelfeld vertikale Bälle in die Spitze spielen soll. Kein Spieler dieser Welt spielt die Position so gut wie Lionel Messi. Auf den wird Guardiola bei den Bayern verzichten müssen. Gomez, Mandzukic oder Lewandowski müssen es richten. Nur: Wer hat die besten Veranlagungen für diese Position?

Mario Gomez: Die „Tormaschine“ wird es schwer haben


Bundestrainer Joachim Löw adelte Mario Gomez letztes Jahr mit der Bezeichnung „Tormaschine“. Besser kann man Gomez’ Interpretation des Mittelstürmers nicht beschreiben. Gomez steht für Tore. Gomez identifiziert sich über Tore. Das ist Segen und Fluch zugleich. Kaum ein Fußballspieler auf dieser Welt gerät nach Spielen ohne eigenen Torerfolg so schnell in die Kritik wie Mario Gomez. Nur durch seine unglaublichen 45 Pflichtspieltore konnte Bayerns beidfüßige Nummer 33 seine vielen Kritiker in der vergangenen Saison 2011/2012 über weite Strecken verstummen lassen. Woran liegt das? Auch wenn Gomez auf technischer Ebene lang nicht der miserable Fußballer ist, für den ihn viele halten, hat er zum Teil Defizite bei Ballannahme und seinem Passspiel. Dazu kommt, dass dem Deutsch-Spanier schon immer ein gewisses Phlegma vorgeworfen wird. In manchen Phasen des Spiels taucht Gomez völlig ab, beteiligt sich dann kaum noch am Spiel. In seinen drei Einsätzen von Beginn an in dieser Bundesliga-Saison hatte Gomez durchschnittlich nur 23 Ballkontakte. In 61 Pflichtspielen in der letzten Saison bereitete er lediglich acht Tore vor. Diese Werte zeigen, wie weit Gomez von einem mitspielenden Stürmer entfernt ist, den sich Guardiola wünscht. Gomez’ größter Pluspunkt ist dahingegen seine Effizienz vor dem Tor. Jede dritte Chance hat der gebürtige Schwabe in dieser Saison zu einem Tor genutzt. Auch an die Anzahl der Gesamttore der letzten Jahre, insbesondere in der Champions League, kommen seine beiden Kontrahenten nicht heran. Fest steht trotzdem: Wenn Vollstrecker Gomez sein Spiel nicht verändert, wird er es unter Guardiola extrem schwer haben.

Mario Mandzukic: Der Senkrechtstarter bangt um seinen Stammplatz

Kaum einer hatte Mario Mandzukic solch eine rasante Entwicklung bei den Bayern zugetraut. Seit Gomez verletzt ausfiel, trifft der Kroate, wie er will. Sein Stammplatz ist derzeit nicht in Gefahr. 15 Tore und drei Vorlagen nach 19 Bundesligaspielen sprechen eine deutliche Sprache. Auf internationaler Bühne hat er seine Klasse (5 Spiele/1 Treffer) jedoch noch nicht bewiesen. Man darf sehr gespannt sein, wie Guardiola mit Mandzukic umgehen wird. Auch wenn der 26-Jährige im Vergleich zu Gomez’ prinzipiell mehr in die Rolle der „falschen Neun“ passt, ist Mandzukic mehr als Strafraumstürmer zu sehen. Der wohl kopfballstärkste Stürmer der Liga hat wie Gomez im direkten Torabschluss seine größten Fähigkeiten. Was nicht heißt, dass Mandzukic kein mitspielender Stürmer wäre. Ganz im Gegenteil. Mandzukic kann Bälle gut behaupten und ist auch technisch für einen Mittelstürmer überdurchschnittlich veranlagt. Ab und an weicht er schon jetzt auf die außen aus oder lässt sich ins Mittelfeld zurückfallen, um in der Mitte Platz für Kroos oder die beiden Flügelspieler zu schaffen. Zweifelsohne ist Bayerns Spiel auch dank Mandzukic (31 Ballkontakte/Spiel) deutlich flüssiger und zusammenhängender geworden in dieser Saison. Auch als Vorbereiter hat er in der letzten Saison in Wolfsburg mit zehn Vorlagen geglänzt. Fraglich bleibt trotz allem, ob Mandzukics strategisches Denken und sein Kombinationsspiel den Anforderungen von Guardiola entsprechen. Ob er die Bälle gedankenschnell aus dem Mittelfeld vertikal in die Spitze spielen kann, wie es Lewandowski beim BVB schon oft gemacht hat. Auch wenn er Vorteile vor Mario Gomez haben dürfte: Eine Idealbesetzung im System Guardiola ist auch Mario Mandzukic nicht.

Robert Lewandowski: Die zweitbeste „falsche Neun“ der Welt

Es ist folgerichtig Robert Lewandowski, der die besten Veranlagungen aufweist, um Guordiolas neuer Mittelstürmer zu werden. Beim BVB erfüllt er schon jetzt genau die Aufgaben, die in München von ihm erwartet werden. Er ist Dreh- und Angelpunkt im Dortmunder Offensivspiel. Er lässt sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen, um Platz für Götze, Reus oder Blaszczykowski zu machen (http://www.youtube.com/watch?v=a_0uAkmFSsU).

Er ist gedankenschnell im Kombinationsspiel und setzt seine Mitspieler regelmäßig mit tollen Anspielen in Szene, wie beim 1:0 durch Marco Reus gegen Bayer Leverkusen vor einigen Wochen. (http://www.youtube.com/watch?v=XGBBnKbIQJQ)

Und Robert Lewandowski hat auch vor dem Tor endlich die Ruhe gefunden, die ihm in den letzten Jahren noch so manches Mal gefehlt hat – und das sogar in den ganz großen Spielen, wie gegen Real Madrid (http://www.youtube.com/watch?v=UfhQEaGw3GM)

35 Pflichtspiele, 21 Tore, 12 Vorlagen und 38 Ballkontakte pro Partie: Robert Lewandowski ist derzeit wohl tatsächlich die zweitbeste „falsche Neun“ dieser Welt. Nur der kleine Argentinier aus Barcelona überragt ihn noch. Um diesen zu verpflichten, würden wohl selbst Bayerns Festgeldkonto und der Verkauf der Allianz-Arena nicht ausreichen. Deshalb holen die Bayern nun Robert Lewandowski. Eine brillante Entscheidung.

Montag, 18. Februar 2013

Das Prinzip Smartphone: Handy an, Hirn aus

Da sitzen also fünf Kommunikationswissenschaftler in einer Kneipe gemeinsam am Tisch und schweigen sich gegenseitig an. Gelegentlich nuckeln sie emotionslos an ihrem Bier, um dann postwendend wieder in der kunterbunten Welt ihres Entertainment-Wunderkindes zu verschwinden. Gespenstische Stille am Tisch, keiner hat dem anderen etwas zu sagen. Warum auch? Das wahre Leben findet heutzutage online am Smartphone statt.

Das Geschäft mit den elektronischen Außerirdischen boomt wie nie zuvor: 11,8 Millionen Smartphones wurden alleine 2011 in Deutschland verkauft. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Hightech-Verbands BITKOM besaß Ende des vergangenen Jahres jeder dritte Deutsche (34 Prozent) ein Smartphone. Bei den unter 30-Jährigen stieg der Besitz sogar auf 51 % an. Tendenz steil ansteigend. Der Handel mit Smartphones ist zum Milliardengeschäft geworden.

Auf die Vorteile der super-intelligenten Alleskönner wird ununterbrochen verwiesen: Fotografieren kann man mit dem Smartphone, Videos drehen, Musik abspielen, im Internet surfen und ach ja, nicht zu vergessen, telefonieren kann man sogar auch noch. Unfassbar praktisch dieses Ding, finden sie nicht auch?

Das Tragische an der ganzen Sachen ist nur: Während unsere Handys immer smarter werden, weiß der Großteil der Handybesitzer nicht einmal mehr, wie man selbstständig eine Banane öffnet. Handy an, Gehirn aus. Das Denken übernimmt mittlerweile unser Smartphone, das Kochbuch, Taschenrechner, Einkaufszettel, Fahrplan und Wörterbuch in einem ist.

Nein, es gibt noch keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass sich Smartphones negativ auf unseren Intellekt auswirken. Aber es gibt Indizien. Bei dem Spiel „Fruit Ninja“ etwa, einer Zusatzanwendung (App) für das Smartphone, geht es darum, so viel Obst wie möglich in einer bestimmten Zeit mit einem Ninja-Schwert zu zerteilen. Auch Bananen sind dabei. Es soll Studenten geben, die während Vorlesungen stundenlang Obst zerhacken.

Eines steht fest: Die Abhängigkeit vom Smartphone wächst von Tag zu Tag. Niemand anderem schenken wir noch so viel Aufmerksamkeit und Nähe. Wir wachen einen Meter neben unserem Smartphone auf. Wir tragen es den ganzen Tag an unserem Körper und streicheln es alle paar Minuten, um unseren Kommunikationsdurst online zu stillen. Wir blicken kurz vor dem Einschlafen nicht mehr in Bücher, sondern auf den Bildschirm unseres Allerliebsten. Was für eine romantische Liebesbeziehung.

Wenn junge Menschen heute einmal ohne ihr Smartphone in eine fremde Stadt kommen, ist das ein tragisch-komischer Anblick. Beim Versuch sich ohne GPS-System ihres Handys zu orientieren, irren sie pirouettenartig so hilflos durch die Gegend, dass man sie spontan irgendwo zwischen Ausdruckstanz und epileptischer Anfall einordnet.

Ende Mai hat die Bundesregierung den jährlichen Drogenbericht für Deutschland herausgegeben. Rund 1,4 Millionen Menschen zeigen demnach ein problematisches Internet-Nutzungsverhalten. Schade, dass der Bericht nicht näher auf das Smartphone eingegangen ist. Wir haben uns in der Kneipe nichts mehr zu sagen, Banalitäten stellen uns ohne Smartphone an den Rand der Verzweiflung, wir werden immer orientierungsloser. Das Smartphone ist zur Massendroge Nummer eins aufgestiegen in unserer Gesellschaft. Zeit für eine Therapie. Mein Entzug beginnt heute – ich mach’ für sieben Tage Schluss mit meinem Smartphone.

---------------
In diesem Sinne,

entspannte Nacht!

Ibrahim

Vorhang auf!

Puhhh. Wie weiht man so einen Weblog eigentlich gebührend ein? Ich mein: Wenn man es schon in den Begrüßungszeilen vergeigt, verabschieden sich die ersten doch bereits nach dem dritten Satz - und kommen nie wieder. Oder? Hören Sie mir überhaupt noch...?

Naja, egal jetzt. Ich belass es an dieser Stelle bei einem einfachen "Wilkommen, Leute!". Wilkommen zu meinem ersten Webblog Ibrakadabra!

Selbstverständlich möchte ich mich und mein Blog hier kurz vorstellen. Ich orientiere mich dabei an einer Mischung aus Nordkoreanischem Staatsfernsehen und Fußballtrainer Klaus Augenthaler. Sprich: Ich stelle die Fragen, ich gebe die Antworten.

1.Um was geht es hier? - Auf Ibrakadabra geht es grundsätzlich um Themen, die mich interessieren UND bei denen ich das Gefühl habe einen konstruktiven Beitrag beisteuern zu können. Konkret wird es sich dabei in erster Linie um Themen aus den Bereichen Sport, Medien, Gesellschaft und Politik gehen.

2. Wie werden die Blogeinträge aufbereitet? Mal analytisch, mal meinungsstark. Mal in Form eines klassischen Zeitungsartikels, mal weniger formell gebunden. Es geht mir vor allem darum interessante Beiträge zu schreiben und zu Diskussionen anzuregen. Und eben nicht, wie (leider) bei einigen anderen, mich selbst verzerrt darzustellen und Leser zu langweilen!

3. Warum Ibrakadabra? - Nein, das hier ist weder eine Fanpage von Hans Klok, noch von Zlatan Ibrahimovic. Trotzdem ist der Begriff vor Jahren als Hommage an den Schwedischen Fußballer entstanden. Ich heiße Ibrahim (21) und werde oft Ibra genannt. Da hat sich Ibrakadabra als eye-catcher einfach angeboten.

4. Wie oft ist mit Beiträgen von mir zu rechnen? - Ganz unterschiedlich. Ich bin Student in Bamberg und arbeite nebenher seit fünf Jahren als freier Journalist, vor allem im Sportjournalismus, für diverse Zeitungen. Ich blogge, wenn ich Zeit dafür finde und etwas interessantes im Köcher habe. Wie hat mein Namensbruder Zlatan der Große einmal gewohnt bodenständig gesagt: Wenn ich in der Kabine parken will, dann parke ich in der Kabine! Und wenn ich hier etwas schreiben will, dann schreibe ich etwas!

In diesem Sinne,

bleibt sauber!

Ibrahim

PS: Mein erster Blogeintrag zum Smartphone-Wahn folgt in Kürze. Titel: "Das Prinzip Smartphone - Handy an, Hirn aus". Viel Spaß!

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